Türkische Energie-Holdings bauen neue Kraftwerke

Erscheinungsdatum:27.02.2013

Quelle: www.gtai.de

 

Stein- und Braunkohle zur Befeuerung / Staatliche Braunkohlekraftwerke sollen privatisiert werden / Von Necip C. Bagoglu

 

Istanbul (gtai) – Die Energienachfrage in der Türkei wird sich von 229 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2011 auf 470 TWh im Jahr 2025 mehr als verdoppeln, prognostiziert Frost & Sullivan. Gleichzeitig sagen die Experten eine Zunahme der installierten Kraftwerkskapazitäten von 52.500 MW auf 115.400 MW vorher. Zurzeit befinden sich mehrere Kraftwerke im Bau oder in der Planung. Außerdem stehen einige staatliche Braunkohle-Kraftwerke auf der Privatisierungsagenda der türkischen Regierung.

 

Das Unternehmen Altek Alarko A. S. errichtet zusammen mit der Cengiz Holding ein neues Kraftwerk, das mit importierter Steinkohle betrieben werden soll. Die Investitionen für die 1.320 MW-Anlage belaufen sich auf 1,1 Mrd. $. In dreieinhalb Jahren soll diese fertiggestellt sein. Bis Ende 2013 will das Unternehmen außerdem ein Wasserkraftwerk bei Adana bauen. Altek Alarko (http://www.altekalarko.com.tr) ist eine Tochtergesellschaft ist der Alarko Energy Group, gehört zum Privatkonzern Alarko und ist in der Stromerzeugung und in der Stromversorgung tätig. Die Unternehmensgruppe beteiligt sich an einigen großen Kraftwerksprojekten.

 

Die türkische Hattat Holding will ein Steinkohlekraftwerk mit einer Kapazität von 1.320 MW bauen. Das Unternehmen setzt allerdings auf lokale Steinkohle und will diese in der Schwarzmeer-Region Amasra abbauen. Zunächst plant Hattat 5 Mio. t Kohle zu gewinnen; langfristig soll die Menge auf 10 Mio. t verdoppelt werden. Insgesamt will der Konzern 5,5 Mrd. $ in das Großprojekt investieren; bislang hat er 300 Mio. $ ausgegeben. Für den Bau des Kraftwerks führt die Holding nach eigenen Angaben zurzeit Gespräche mit Firmen aus der VR China und Korea (Rep.).

 

Andere Kraftwerke in der Türkei werden mit einheimischer Braunkohle befeuert. Einige staatliche Braunkohlekraftwerke stehen zurzeit auf der Privatisierungsagenda der türkischen Regierung. So hat das Firmenkonsortium Konya Seker – Siyahkalem Mühendislik das Kohlekraftwerk Kangal Anfang Februar 2013 zu einem Preis von 985 Mio. $ übernommen. Das in der zentral-anatolischen Provinz Sivas gelegene Kraftwerk mit einer Kapazität von 475 MW war zuvor im Besitz des staatlichen Stromerzeugers Elektrik Üretim A.S. (EÜAS).

 

Das Interesse des Privatsektors an der Errichtung von neuen Braunkohlekraftwerken hält sich in überschaubaren Grenzen. Gründe dafür sind der vergleichsweise geringe Brennwert der heimischen Braunkohle und die hohen Abbaukosten. Das erklärt, warum die staatliche Gesellschaft EÜAS nahezu alle Braunkohlekraftwerke, die für 17% der gesamten Kraftwerkskapazität der Türkei stehen, selbst betreibt. Eine Ausnahme bildet das Kraftwerk Tufanbeyli in der südlichen Provinz Adana.

Das Braunkohlekraftwerk Tufanbeyli wird zurzeit von Enerjisa mit einer Investitionssumme von mehr als 1 Mrd. Euro hochgezogen. Nach Fertigstellung sollen in dieser Anlage mit einer Kapazität von 450 MW jährlich 3 Mrd. kWh Strom produziert werden. Die in der Region Tufanbeyli geförderte Braunkohle hat im Vergleich zum Landesdurchschnitt einen höheren Brennwert.

 

Die Türkei ist zur Sicherung ihrer Energieversorgung auf umfangreiche Importe von Erdöl, Erdgas und Steinkohle angewiesen. Damit stellen diese Energieträger eine erhebliche Belastung für die Handelsbilanz des Landes dar. Die Stromgewinnung mittels importierter Steinkohle hat inzwischen einen Anteil von rund 10% an der gesamten Energieproduktion des Landes erreicht. Im Jahr 2012 führte die Türkei Steinkohle im Wert von 4,6 Mrd. US$ ein, meldete das türkische Statistikamt TÜIK.

 

Zur Sicherung der Energieversorgung setzt die türkische Regierung deshalb – neben dem Neubau von Kraftwerken – auf Energieeinsparung und die Erhöhung der Energieeffizienz. Bis zum Jahr 2020 soll der Energieverbrauch von Industriebetrieben im Durchschnitt um 15%, von Gebäuden um 27% und im Transportsektor um 7% gesenkt werden.